Hier ein paar Auszüge aus dem wiederentdeckten Zeitungsartikel

 

Es geht dabei um den in Hall produzierten Weidner Condor der von 1957 bis 1958 produziert wurde.

„Fast hätte es die Stadt am Kocher in die Riege der Automobil-Städte geschafft. Die Firma Weidner stellte einst ein Sportcoupe her. Ein SWR-Film rollt die Geschichte auf.

Schwäbisch Hall. Mehr als 50 Jahre ist es mittlerweile her, dass im Kochertal ein Auto gebaut wurde. Und einer kann sich noch gut daran erinnern – Rainer Welte. Er war als junger Kerl dabei, als in Schwäbisch Hall der Weidner Condor entstand. „Ich hab in meiner Lehre an dem Auto gearbeitet und die Teile dazu gefertigt – 1957 bis 1958″, erinnert sich Welte.

Zunächst sind es Viehtransporter und Ackerwagen, die das Familien-unternehmen Weidner in der Nach-kriegszeit in Schwäbisch Hall her-stellt. Ein Auto bauen? Daran denken die Weidners zunächst nicht im Traum. Bis man ihnen ein schickes Sportcoupe präsentiert. Es gibt niemanden, der es bauen will. Die Weidners stimmen zu, 1957 beginnt die Produktion: In der alten Shell-Tankstelle an der Stuttgarter Straße war früher der Verkauf. Es gibt sie immer noch. Von den übrigen Produktionsstätten ist nicht mehr viel übrig: 1957 feiert der Weidner Condor auf dem Genfer Autosalon sein Debut – 400 Coupes sollen pro Monat vom Band laufen. Bis heute haben aber wahrscheinlich nur zwei dieser „Schrumpfporscne“, wie manche spotten, überlebt. Darunter ein Exemplar aus Amerika.

Das Filmteam vom SWR bekommt einen heißen Tipp-mit Rainer Welte geht die Fahrt nach Mittel-brüden bei Backnang. Der Autosammler Otfried Jaus will dort den Fernsehleuten etwas zeigen: Für Autohistoriker ist es eine Sensation: „So, da steht einer von den zweien Weidner 70S, wenn auch nicht in fabrikneuem Zustand.“

Tatsächlich: Es handelt sich um das Weidner-Modell No. 17, es galt als verschollen. Otfried Jaus hat sogar noch einen zweiten, in einem anderen Lager. Jaus hatte die Autos vor 28 Jahren einem Italiener abgekauft und eingelagert. Das Coupe wird nur noch durch einen Spanngurt gehalten. Würde man ihn lösen, fiele alles auseinander. Der Rost hat böse zugeschlagen. Die Karosserie ist noch ok, sie ist aus Kunststoff. Für Weidner entpuppt sich der Condor schnell als Flop. Nach nur einem Jahr ist das Abenteuer Autobau in Schwäbisch Hall vorbei. Die Reste werden umfunktioniert: ,,Aus den übrigen Teilen, Motoren, Getriebe, Lenkung, wurden Straßenmarkierungsmaschinen gebaut, mit denen weißen Striche auf die Straße spritzte“, erzählt Rainer Weite.

Otfried Jaus will seinen seltenen Weidner verkaufen. Zwar könne man das Fahrzeug wieder in Schuss bringen, aber es fehle ihm einfach die Zeit: ,,Ich hätte gern, dass es in gute Hände kommt und das Ziel ist natürlich, dass aus diesen zwei Fahrzeugen eines wird und dass wir dann in Deutschland zwei Weidner S70 haben, die die Leute sich anschauen können und auch sehen, dass es hier durchaus eine Fahrzeugindustrie gab und Leute, die attraktive Fahrzeuge bauen konnten.“

Heute hat die Firma Weidner ihren Sitz in der Schmollerstraße 33. Das im Jahr 1918 gegründete und heute in der ganzen Welt tätige Unternehmen stellt Reinigungssysteme für Autos her, unter anderem Trockendampfreiniger und Hochdruckreiniger.

Info „ Von Menschen, pferdestärken und Träumen vom Fahren. Das Lexikon der Automarken im Südwesten“ ist am Donnerstag, 1. Januar, 15 Uhr im SWR-Fernsehen zu sehen.“